Sonntag, 27. Mai 2012

Abseits von Tokyo: 26. Mai - Die Hochzeit

Dies war nun der Tag, weswegen ich überhaupt nach Japan gereist bin - die Hochzeitsfeier von Mami und Leif.

Ich war die erste im Haus, die aufgestanden ist. Das ist mittlerweile so eine Angewohnheit, da ich nach dem Duschen immer sehr viel Zeit zum Fertigmachen brauche und darum immer als erste dusche.
Auf dem Futon schlief ich übrigens sehr gut. Man spürte zwar den Boden, aber als Larperin sollte einen so etwas ja nicht stören. Vielleicht wäre es mit den Tatami-Matten bequemer gewesen, aber Gisele und ihre Mutter waren darauf schon ziemlich gut platziert, wie ich fand.

Irgendwann wuselten dann auch die anderen herum, nachdem die anderen Kinder irgendwie bei uns eingebrochen waren, um mit Giselle zu spielen. Sie sind dabei immer über meinen Schlafplatz gehuscht, sind an die Sprossenwände geklettert, haben meinen Schmuck sortiert und anprobiert ... Aber immerhin haben sie alles wieder hingelegt. Nein sagen musste ich aber, als sie anfingen, mein Mary Magdalene Kleid vom Geländer zu ziehen. Das ist mir heilig, da darf keiner dran.
Später brachte Mami uns Aufschnitt für Frühstück ins Haus. Aber ich glaube, ich habe das Frühstücken vergessen.

Für die Hochzeit habe ich mein wahrscheinlich bisher nobelstes Lolita-Outfit in meinem Leben angezogen. Dabei war das alles aus Tokyo zusammengekauft und ohne vorherige Pläne zusammengestellt.
Die beiden kleinen Mädchen waren mir vollkommen verfallen; Himari hab ich die ganze Zeit gar nicht mehr von der Hand bekommen. War sie mal zwei Minuten woanders, kam sie schon wieder mit einer Umarmung und Sprüchen wie "Daisuki!" (= Ich hab dich sooo lieb!") bei mir an. Die ist so wahnsinnig süß; so ein Kind hätte ich auch gern.




Bevor es losging, hab ich noch die anderen Begrüßt, nachdem mir auf der Terrasse ohnehin schon fünf mal "Ohayo!" (= Guten Morgen!") zugerufen wurde.
Eine ziemlich nette Freundin von Mami hat mich dann erstmal für eine ausgiebige Photosession zwischen den Häusern mit ihrer Spiegelreflexkamera benutzt. Bin auf die Ergebnisse gespannt!

Zwischenzeitlich war etwas Panik im Haupthaus aufgekommen. Eine Killerbiene hatte sich darin verirrt und wurde nun versucht mit einem nassen Lappen herausgescheucht zu werden. Das war echt ein Monster von Biene. Hätte fast ein kleiner Vogel sein können. Diese Bienen können einen bösartig verletzen, und wenn man von mehreren gestochen wird, kann man auch durchaus daran sterben.
In der Wartezeit habe ich einmal die Geschenke begutachtet, die man mir am Vorabend gemacht hat. Ich habe von Mamis Onkel einen sehr edlen rosa Fächer mit Sakura/Kirschblüten-Motiv bekommen, außerdem eine Art lila Wandteppich mit einer Geisha drauf. Dann habe ich von Mamis Mutter noch eine Rosa Kosmetiktasche bekommen, die über und über mit Spitze bedeckt ist und ein Schleifchen mit Blumen und Perlen drauf hat. (Perfekt für Himegyaru. :D Ich finds toll.) Dazu kam noch ein traditionell schwarz-silber lackierter Taschenspiegel und ein kleiner, pinker Handspiegel mit Rosenmotiv auf der Rückseite. Meine Güte, da frag ich mich ja, ob ich vor kurzem Geburtstag hatte!






Gegen 11.00 Uhr kam dann ein ein Bus, der uns alle zum Hotel Kaneyamaen gebracht hat.

Auf dem Weg habe ich noch den Fuji ins Bild bekommen.


Das Hotel ist weniger ein Hotel als eine prunkvolle Einrichtung für Hochzeiten aller Arten. Es gab alle möglichen verschiedenen Räume mit entsprechenden Ausstattungen, wie traditionellen Instrumenten oder große Waschbecken, wie sie auch vor manchen Tempeln und Schreinen stehen.
Wir wurden auch durch mehrere Räume geführt, aber ohne große exotische Überraschungen, denn es wurde nach westlichem Stil geheiratet.
Zuerst kam wir in eine kleine Halle mit großen Fenstern und einem schmalen Tisch in der Mitte. Dahinter standen Mamis jüngerer Bruder und seine Freundin/Verlobte (?) und haben die Hochzeitsgeschenke entgegengenommen. Dazu trug man seine Adresse und seinen Namen in ein Buch ein.
Als man damit fertig war, wurde man in einen kleineren, aber sehr prunkvollen Raum (im europäischen Stil) geführt.
Dort bekam man Kirschblütentee zu trinken; es schwamm auch eine Blüte darin. Eigentlich eine schöne Idee, aber er war SALZIG. Es schmeckte eher wie eine Suppe mit leichtem Kirschblütengeschmack. Irgendwie kam ich nicht gegenan.



Durchgang ...
Dort sieht man nochmal den ersten Saal. Den Raum mit dem Kirschblütentee stelle ich nicht rein; lohnt sich nicht.

Wenig später wurden wir dann richtung Bankettsaal weitergeleitet, von dem aus man nach draußen ging, um sich erstmal ein Getränk und einen Appetitanreger zu holen. Ich habe aber etwas sehr komisches erwischt (schmeckte fast wie Erbrochenes, nur nicht so stark), darum ist mir der Appetit leider vergangen. Ich habs mit der Rosen-Limonade heruntergespült, dann ging es wieder. Zwischenzeitlich habe ich noch etwas von meinem Marzipan an ein paar Japanerinnen verteilt und den Kiddies noch ein bisschen Schokolade zugesteckt.
Vorher wurden noch Bilder gemacht.


Braut, Bräutigam, Himari und Gisele.:)

Danach konnten wir uns dann in den Bankettsaal setzen. Er war ein bisschen (oder auch total) dem in einem Schloss nachempfunden. Mein Platz war zwischen meinem Onkel und Mamis Schwägerin (der Englischlehrerin) angedacht.



Erst kam das Brautpaar rein und hielt eine Rede, dann kam man auch relativ zügig zum essen.
Es gab wahnsinnig viele Gänge. Ich habe sie nicht gezählt, aber es war viel Fisch dabei. Erst Sashimi (also roher Fisch mit Wasabi, Sojasoße und noch allerhand drumherum), irgendwann später dann Hummer, eine Suppe mit supervielen kleinen Fischchen, die wie Nudeln aussahen, Rumpsteak mit einer Art Zwiebelpaste, danach eine Art Reissuppe und ach, insgesamt einfach viel zu viel und davon mochte ich leider nichtmal die Hälfte, allein der Optik und der Vorstellung halber nicht, aber satt wurde ich allemal und das, was ich gegessen habe, war auch Spitzenklasse. Das Dessertbuffet fand ich übrigens am besten. Es gab Japanisches und Europäisches, wovon ich die Crème Brûlée aber am meisten mochte.






Die Hochzeitstorte schmeckte langweilig, sah vorm Anschneiden aber interessant aus. Da waren zwei Mickeymäuse mit Wackelköpfen drauf. o.O
 Es gab übrigens keine Hochzeitszeremonie in dem Sinne, da das Paar ja schon offiziell in Deutschland geheiratet hat.



Nach dem Essen wurde die Stimmung ziemlich locker. Irgendwann wurde sich dann auch in den Garten begeben zum Photomachen und anschließend wartete man auf Sesseln auf den Shuttlebus. In der Zwischenzeit hat Himari mir sehr energisch Zöpfe geflochten und mit meiner unser anderer Leute Kamera herumphotographiert.



Das haben sie übrigens alle drauf, die Kinder. Gib ihnen etwas Technisches in die Hand und sie haben sofort den Durchblick, wie was genau funktioniert. Da sind sie mir um Jahre voraus.






Wieder bei den Häusern angekommen saß ich eine ganze Weile ein bisschen gelangweilt herum, nachdem ich mich umgezogen hatte. Irgendwann hat mir Mamis Mutter noch eine Schachtel Süßigkeiten in Form des Fujiyamas vorbeigebracht. Leider zu groß zum Mitnehmen, darum habe ich die noch am nächsten Tag gefrühstückt.



Die beiden fühlten sich in den Schlaf-Yukatas, die ihnen gefühlte 3 Meter zu lang waren, wie die Prinzessinnen. xD

Ich bin später zu den Japanern ins Haupthaus gegangen. Die haben sich gefreut, weil ihnen auch langweilig war. Ich weiß gar nicht mehr, wie wir dazu kamen ... aber wir haben angefangen, über Visual-kei zu reden und dabei festgestellt, dass da mehrere im Haus einen Faible für haben. Sie haben mir über ihr Smartphone Musikvideos auf Youtube gezeigt und sich dabei immer tierisch gefeiert und mitgesungen/mitgetanzt. (Die Band hieß Golden Bomber. Herrje, die fand ich immer komisch. xD) Die eine trug auch einen Pulli von X Japan (manche betrachten diese Band als das Urgestein des Visual-kei). Wir kamen irgendwann auf Moi dix Mois und Malice Mizer (VK-Bands), und über die dann auf den Lolita-Modestil, weil der Headleader, Mana, ein Lolita-Modelabel betreibt. Ich hatte zufällig eine Bluse von Moi-même-Moitié (sein Modelabel) im Koffer und dann die anderen so nach dem Motto: "WAS??? OH MEIN GOTT! Ich fass es nicht, die trägt Moitié, wie geil ist das denn!!" ... und etwa die gleiche Reaktion kam dann bei Metamorphose, Black Peace Now und Baby, the Stars Shine Bright. Ja, da hatte ich tatsächlich Altlolitas (besonders die eine) am Wickel. (Die andere geht mehr in die VK-Richtung und hat sich wahnsinnig über jede Band gefreut, die ich kannte; die andere aber auch.)

Im selben Haus wurde irgendwann groß Essen vorbereitet. Es wurde auch allmählich voll und man hatte Videos von der Hochzeit in Kiel auf den Fernseher gebracht. So konnte der Abend nett ausklingen. Ich hatte jetzt endgültig das Gefühl, dass ich am richtigen Ort bin. Am folgenden Tag sollte dann nach Narita aufgebrochen werden, um dort zu übernachten und am Morgen darauf zum Flughafen zu fahren.


                                                  ~ Nostique ~


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