Samstag, 19. Mai 2012

Abseits von Tokyo: 19. Mai - Kamakura


An diesem Morgen habe ich mich sehr früh auf den Weg gemacht. Ich war sogar noch rechtzeitig zum Frühstücksbuffet im Hotel, welches ich sonst grundsätzlich verpasse. Es gab zwar Brötchen und Joghurt und dergleichen, aber für mich Deutsche schmeckte das echt bescheiden. xD Das haben sie hier einfach nicht drauf mit unserem Essen. Viel geiler waren die Reisbällchen mit verschiedenen Geschmacksrichtungen und die Misosuppe. Es gab außerdem frei schwarzen Tee dazu. So gehört sich das.


 Das andere da sind tatsächlich ein Joghurt und ein Käsebrötchen ... aber die schmecken in Japan echt mau. (Habs noch an anderen Orten serviert bekommen.)

Ich traf mich mit Ann-Marie und Emily (einer englischen Freundin von ihr) an der Shinjuku West-Station, um dann gemeinsam nach Kamakura aufzubrechen.



 Man fährt etwa eine Stunde mit der Bahn, denn der Ort liegt etwas außerhalb von Yokohama.
Die Reise war sehr angenehm. Wenige Leute im Zug, aber auch allerhand Touristen. Sogar andere Deutsche.

Kamakura ist für seine schöne Landschaft, aber besonders für die vielen wirklich alten Tempel und Schreine bekannt. Es ist ein sehr traditioneller Ort.
Als wir ankamen, haben wir uns gefragt, wo die ganzen Leute sind. Wir waren fast die einzigen am Bahngleis. Total ungewohnt.
Sehr nahe des Bahnhofes haben wir eine Pause in einem Restaurant gemacht. Meine Begleiterinnen haben japanisches Curry gegessen. Ich war noch satt vom Frühstück.
Danach sind wir einfach mal die Straße heruntergelaufen. An der war auch alles Wichtige zu erreichen. Als erstes sind wir in eine sehr große Tempelanlage gegangen, die auf einem Berg lag.







Das ist ein Eingangstor.


Hier war der Zen-Bhuddismus vertreten. Ich glaube, Engaku-ji hieß der Tempel. Es gab verschiedene Tempel und Gebäude zur Religionsausübung, sowie Behausungen für die Mönche.
Der Tempel gehörte einer anerkannten bhuddistischen Sekte an und ich musste mich sehr amüsieren - ihr Symbol bestand aus drei Dreiecken, die zu einem großen Dreieck zusammengefügt sind und in der Mitte ist eine dreieckige Lücke.



Sieht doch episch aus, oder?! Jetzt weiß ich, wo Nintendo seine Idee für das Triforce aus The Legend of Zelda herhat. :D

... Man muss zu dem Thema Sekten in Japan sagen, dass diese dort normal sind. Es gibt dort nicht DEN Bhuddismus, sondern ganz viele einzelne Glaubensausrichtungen innerhalb dieser Religion. Die großen, anerkannten Sekten sind friedlich. Es gab aber mal einen Zwischenfall, in dem eine irrgeleitete Sekte Gasbombenanschläge in den tokyoter U-Bahnen verübt hat. Seitdem findet man in ganz Tokyo keine Mülleimer mehr, weil die Gasbomben in solchen deponiert wurden. Logik?!

Hier sind mal ein paar Eindrücke von dieser Tempelanlage:


(Oben und unten) Das ist das Kernstück der Anlage; der Haupttempel mit der Bhudda-Statue selbst.




(Oben) Das ist die Deckenmalerei im Tempel.


Noch ein anderes Tempelgebäude ...



Hier wohnen die Mönche.



In diesem Gebäude finden Zeremonien unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.


Ein japanischer Drache mit Flügeln. Das ist extrem selten.



Diese Tempelkatze hat sich von gar nichts stören lassen. ~ Passanten haben sich gestreichelt und die hat seelenruhig weitergedöst.


Bambus. <3



Jedenfalls hatten wir das Glück, dass die Mönche gerade am singen waren. Sehen tat man nichts, aber man konnte zuhören. Ich habe es aufgenommen, aber leider bekomme ich es nicht hochgeladen.

Wenn man in ein wichtigeres Gebäude reinwollte, musste man aufpassen, nicht zu stolpern. Man hatte Holzbalken vor alle Eingange gebaut, über die man hinwegschreiten muss (aber bloß niocht draufsteigen!!). Ich kenne den religiösen Hintergrund dafür leider nicht.
Wir sind dann den Berg noch ein Stück nach oben gestiegen und dort war eine riesige Zeremonieglocke. Sie gehört zum Nationalschatz.



Dort konnte man auch zum Tempel passende Souvenirs kaufen. Da ein paar Freunde mich darum gebeten haben, hab ich das natürlich genutzt.

Wir liefen weiter. Als nächstes kamen wir in das alte Rathaus von Kamakura. Das war als ein Kunstmuseum mit dem Schwerpunkt Katzen ausgelegt. Die Ausstellung fand ich langweilig, aber das Gebäude ansich war sehr hübsch. Tolle Bauweise.





Am Eingang war eine Nische mit Sitzbänken im Schatten. Die haben wir eine kurze Rast genutzt.


Wir verließen das Rathaus und liefen die Straße weiter herunter.






Bambusprodukte.


 

Traditionelle Süßigkeiten.

Etwas weiter noch war die bhuddistische Tempelanlage Kencho-ji. Sie war noch etwas prunkvoller als die erste.













Es gab dort ein goldenes Tor zu einem Gebäude, in dem regelmäßig verschiedene Zeremonien abgehalten werden.



 Dort waren wir natürlich drin. Man musste vorne die Schuhe ausziehen und diese dann ins Regal stellen oder sie in einer Plastiktüte mitschleppen.
Als man reinkam, sah man eine Stube, in der Menschen auf dem Boden knieten und sich auf niedrigen Tischen an der Kalligraphie übten. Links davon ging es auf Terrassen, auf denen sehr viel Platz zur Religionsausübung war. Tatsächlich saßen da auch ein paar wenige beim Meditieren. Passanten einfach. Diese Tempel sind offen für alle Leute.




Auf der anderen Seite des Gebäudes hatte man aussieht auf einen Zen-Garten. Es gab mit Goldbrokat überzogene Bänke zum Sitzen.



Da wir wieder eine Pause brauchten, sind wir nach diesem Tempelbesuch in ein Ramen-Lokal gegangen. Es war ein vegetarisches Restaurant, denn direkt gegenüber war ein streng bhuddistisches Kloster. Ich habe eine relativ geschmacklose Suppe genommen.



Aber Hauptsache war mir, wieder etwas im Bauch zu haben. Das Lokal sah allerdings interessant aus, da es ein altes Gebäude war. Irgentwann kam jemannd auf die sinnvolle Idee, zwei Stühle an den Tisch am Eingang zu stellen und riesige Teddybären draufzusetzen ... sollten sie Gäste simulieren...? :D




Unsere nächste Station war ein Shinto-Schrein. Der Shintoismus ist die zweite große Religion in Japan neben dem Bhuddismus.





Man erkennt diesen sofort an den roten Durchgangsbögen und dem großen Waschbecken. Vor jedem Besuch des Schreins wäscht man sich die Hände und spült sich den Mund aus.
Die Athmosphäre war sofort eine ganz andere. Die Architektur war auch eine andere. Es gab ein riesiges Tor, durch das man zu einer unglaublich langen Treppe nach unten kam. Dort war ein offenes Gebäude.



Wir hatten riesiges Glück. Genau zu dem Zeitpunkt fand dort eine traditionelle Shinto-Hochzeit statt.
Das Brautpaar und die Zeremoniebeteligten trugen eine besondere Tracht. Die Gäste trugen z.T. Kimono, z.T. aber auch Anzug.





Die Hochzeitszeremonie war ich in mehrere Phasen unterteilt. Mal wurde aufgestanden, mal stand nur das Paar, mal wurde in die Hände geklatscht, mal gesungen und dann wechselten die Instrumente zwischendurch. Insgesamt scheint das eine sehr aufwändige Angelegenheit zu sein, die strengen Regeln folgt. Es ist auf jeden Fall prunkvoller als die durchschnittliche westliche Hochzeit, kostet das Paar aber auch ein Vermögen.



Als die Zeremonie vorbei war, haben wir die Anlage etwas erkundet. Es gab eine riesige Vorrichtung, in der Spendenabgaben für den Tempel aufbewahrt wurden. Reis und Sake (Reiswein).



Jeder, der dort eine gewisse Menge spendete, bekam im Tempel eine kleine Flagge vermacht, die dann aufgestellt wurde. Also war der grüne Teil der Anlage voll mit diesen Flaggen. Das sah sehr eindrucksvoll vom Seerosenteich aus.




Dieser war riesengroß und es schwammen Koi-Karpfen und Schildkröten darin. Kinder waren dabei, sie zu füttern.



Gegenüber des Teiches sah man große, weiße Schirme, diese traditionell japanischen.



Ging man über eine Brücke, gelangte man auf eine Insel, die mit den Flaggen übersäht war. Dort war noch ein Gebäude.





Als wir soweit alles gesehen haben, haben wir die Anlage hintenherum verlassen, um in Richtung Bahnhof zu gehen.



Der Weg dorthin bestand aus einer Art kleinen Einkaufsstraße, die mit ganz vielen traditionellen Geschäften gefüllt war. Besonders mit Keramik, denn diese ist für den Ort sehr bekannt. Es gab auch viele exotische Lebensmittel, traditionelle Kosmetik, etc. Wir haben uns noch ein Eis geholt.




Kamakura war auf jeden Fall seine Reise wert. Das sind unschätzbar Wertvolle Erinnerungen, die wir dort gemacht haben. So lernt man Japan auch mal außerhalb des urbanen Lebens oder des Massentourismusses kennen (wie man ihn an manchen Sehenswürdigkeiten in Tokyo auch finden kann, obwohl Tokyo sonst eher wenig touristisch ist). Wir sind dort auch auf viele Pilger gestoßen.
Glück hatten wir an dem Tag auch mit dem Wetter. Die Sonne schien, aber nicht zu heiß und es gab einen sehr angenehmen Wind. Den Tag habe ich glücklich und entspannt abgeschlossen.
Während der langen Rückfahrt habe ich die Leute auf den Sitzen mir gegenüber (die Zugwand lang) etwas beobachtet. Erst knickte eine Dame Weg (sie hing da wie drei mal überfahren) und nach und nach lagen sie sich alle gegenseitig auf den Schultern. Ich bin irgendwann auch weggedöst.
Auf dem Weg vom Bahnhof ins Hotel bin ich dann noch in das ultimative Gedränge geraten, denn es war Samstag Abend und das ist Shinjukus heißeste Phase. Aber wenn man cool bleibt, schafft man das auch ohne Probleme.


                                                           ~ Nostique ~





2 Kommentare:

  1. *____*
    Das klingt so toll. Das Wetter, die Atmosphäre, einfach alles :D
    Und ich finde du konntest das sehr gut beschreiben, denn ich konnte mir gut vorstellen wie es dort aussieht :D richtig toll.
    Aber hey.....du brauchst unbedingt ein Kamerakabel >.<

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  2. Woah wie cool *_________*
    Dass du diese Hochzeit beobachten konntest, finde ich richtig toll :D
    Und auch wenn du es echt gut beschrieben hast, hätte ich gern Fotos gehabt >.< Mich interessiert wirklich brennend wie die Gebäude aussehen (mit jedem Detail und so :'D)

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